Ortsausschuss Muffendorf
Dr. Hans-Dieter Heckes
Muffendorfer Hauptstrasse 62
53177 Bonn
Tel: 0228 / 9323134
Fax: 0228 / 9323135

An die
Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn
Frau Bärbel Dieckmann
Altes Rathaus
Am Markt
53113 Bonn

 

Bonn, den 7. 5. 2002

Betr.: Ausbauplanung der Hopmannstrasse in Muffendorf


Sehr geehrte Frau Dieckmann,

am 4. 4. 2002 hat sich der Ortsausschuss zum wiederholten Male mit dem Thema "Ausbauplanung der Hopmannstraße in Muffendorf" beschäftigt.

Anwesend waren neben dem nahezu vollständig erschienenen Ortsausschuss die Politiker:

Bezirksvorsteher Christoph Brüse
Stadtverordnete Annette Schwolen-Flümann
Stadtverordnete Barbara Ingenkamp
Stadtverordnete Monika Heinzel
Stadtverordnete Sigrid Brozio
Bezirksverordneter Dr. Helmut Redeker
Bezirksverordneter Gerhard Lemm
Bezirksverordneter Hans-Harald Mannert
Bezirksverordneter Michael Rosenbaum

Auf dieser Sitzung wurde noch einmal bekräftigt, dass der Ausbau der Hopmannstraße seitens des Ortsausschusses nicht gewünscht wird und dass bei so einer Entscheidung die Wünsche der Mehrheit der Muffendorfer, wie sie in den zahlreichen Bürgerversammlungen über 30 Jahre hin geäussert worden sind, berücksichtigt werden sollten.

Daher möchte ich Sie bitten, zunächst alle weiteren Schritte der Verwaltung und Politik bis zur Bürgerversammlung am 12. Juni 2002 zurückzustellen.

Der geplante Weiterbau der Hopmannstraße, vom Gässchen bis zur Einmündung in die Klosterbergstrasse neben dem Pfarrheim St. Martin, ist in den vergangenen Jahren ein vieldiskutiertes Thema in Muffendorf gewesen. Einer der beiden in diesem Zusammenhang von der Stadtverwaltung aufgestellten Bebauungspläne soll jetzt modifiziert werden. Dies ist für den Ortsausschuss Muffendorf Anlass, nochmals unsere Position zu diesem gesamten Thema deutlich zu machen.

Würde die Hopmannstraße tatsächlich weitergebaut, würde dies zu äusserst negativen und nicht mehr rückgängig zu machenden Folgen für Muffendorf führen:
- Das einmalige Dorfbild Muffendorfs, das in dieser Form kaum mehr in anderen Orten anzutreffen ist, würde im Kern unwiederbringlich zerstört.
- Die Besonderheit der kleinen "Pädchen", die Muffendorf durchziehen, und die von den Muffendorfer Bürgern gern und viel genutzt werden, würde gerade in ihrer wichtigsten Substanz zerstört.
- Ein gut funktionierendes Geflecht von Fusswegen, das auch wegen der angespannten Parksituation auf der Klosterbergstrasse und auf der Muffendorfer Hauptstraße Gold wert ist, wird zugunsten des Autoverkehrs geopfert.

-Der PKW-Verkehr in der Muffendorfer Hauptstraße, aber auch auf der Klosterbergstr., hat in den letzten Jahren merklich nachgelassen. In der Muffendorfer Hauptstraße gibt es weder einen Bäcker noch einen Gemüsebauer wie früher. Der Metzger in der Klosterbergstraße hat ebenfalls zugemacht. Die Route der Stadtrundfahrten mit dem für die Muffendorfer Strassenverhältnisse viel zu grossen Bus führt ebenfalls nicht mehr durch Muffendorf.

Ein Rückgang des innerörtlichen PKW-Verkehrs für Klosterbergstraße und Muffendorfer Hauptstraße ist bereits deutlich feststellbar. Auch der Verkehr zwischen Lannesdorf/Pennenfeld und Heiderhof/Marienforster Tal, der über die Klosterbergstrasse geht, hat abgenommen. Dieser Durchgangsverkehr würde auch nicht die Hopmannstraße benutzen, weil der Umweg zu gross ist. In diesem Fall müsste die Klosterbergstraße völlig abgehangen werden, was ja verkehrstechnisch nur weitere Probleme bringen würde.

Das Argument der Entlastung Muffendorfs vom PKW-Verkehr durch den Bau der Hopmannstraße ist daher rein vorgeschoben, um diese Strasse zu bauen. Als weiteres Argument für den Ausbau der Hopmannstraße ist immer wieder das Durchführen einer Buslinie durch Muffendorf herangezogen worden. Auch dieses Argument halten wir für falsch. Die Führung der Buslinie über die Klosterbergstrasse ist in jedem Fall die bessere Lösung: Hier sind die zunehmend bebauten Gebiete oberhalb der Klosterbergstrasse besser angeschlossen. Öffentliche Einrichtungen wie JUCO, Kirche und Pfarrheim sind jetzt besser erreichbar (besonders für Kinder und ältere Menschen) als bei Führung über eine ausgebaute Hopmannstraße.

Als weiteres Argument wird die Schaffung von Baugrundstücken innerhalb Bonns hervorgehoben. Auch dieses Argument zieht nicht richtig, denn es werden nur knapp über zehn Baugrundstücke geschaffen, wobei hier ein nicht unerheblicher Teil des Kinderspielplatzes unterhalb des JUCOs geopfert wird. Es kann doch nicht sein, dass die Stadt einerseits das JUCO fördert, andererseits den Kinderspielplatz, der unmittelbar an das JUCO anschliesst, teilweise bebaut. Das wäre zudem besonders ärgerlich, weil das JUCO in den letzten Jahren sich stärker um eine Integration ins Dorf bemüht.

Der nicht gewünschte Ausbau der Hopmannstr. muss von vielen Anliegern mitfinanziert werden, ohne dass sie einen ersichtlichen Vorteil von dem Ausbau haben. Nur wenigen Muffendorfern ist es möglich, ihre Anliegerkosten mit neuem Bauland auszugleichen. Die Strassenführung läuft an vielen tiefen Grundstücken entlang, ohne Bauland für die Besitzer der Grundstücke zu erschliessen.

Dann gibt es viele Anlieger, für die der Ausbau der Hopmannstraße einer Zwangsenteignung gleichkommt: sie können die hohen Erschliessungskosten nicht zahlen und werden zum Aufbringen der Summe Teile ihrer Grundstücke verkaufen müssen, obwohl sie z.T. seit Generationen in Familienbesitz sind und stets als Gemüsegarten genutzt wurden. (Die Verbindung von Bauerngarten und Fachwerkensemble ist im Rheinland nur noch mit wenigen Ausnahmen erhalten. Im Freilichtmuseum Kommern versucht man diesen Zusammenhang zwischen Wohnen und Wirtschaften darzustellen, in Muffendorf ist er heute noch vorhanden. Mit dem Ausbau der Hopmannstraße werden hier anstelle der bisherigen Gemüsegärten untypische Grünflächen mit Knauber-Einheitsbepflanzung entstehen).

Die Existenz der "Kleinen Beethovenhalle", in der ein grosser Teil des Dorflebens stattfindet, steht ebenfalls auf dem Spiel.

Der Ortsausschuss Muffendorf hat sich daher in den vergangenen 30 Jahren immer wieder mit deutlicher Mehrheit gegen den Weiterbau ausgesprochen. Dies ist auch weiterhin die Position des Ortsausschusses, und, wie wir aus allen zu diesem Thema veranstalteten Bürgerversammlungen wissen, auch die Meinung des überwiegenden Teils der Muffendorfer Bürger.

Wir machen zu diesem Thema am Mittwoch, dem 12. Juni 2002 um 20:00 Uhr in der "Kleinen Beethovenhalle" in Muffendorf eine Bürgerversammlung und bitten deshalb darum, dass Fachleute aus den entsprechenden Bereich zu speziellen Fragen Stellung nehmen können. Aus den Stellungnahmen ihrer Verwaltung und der Meinung der Muffendorfer sollte dann die Bezirksvertretung Bad Godesberg sich ein objektives Bild machen können, um dann einen von der Mehrheit der Muffendorfer akzeptierten Aus- oder Nichtausbau der Hopmannstraße zu beschießen.

Vorab möchte ich Ihnen einen Fragenkatalog vorlegen, da die Verwaltung sich dann leichter auf den Termin vorbereiten kann:

  • Ist es möglich, die jetzt gültigen Bebauungspläne durch ganz neue zu ersetzen?
  • Können Anlieger Schadensersatzansprüche stellen, wenn die jetzigen Bebauungspläne geändert werden?
  • Entstehen der Stadt Verluste (z.B. durch bereits angekaufte Grundstücke), falls die Hopmanstraße nicht weiter ausgebaut wird?
  • Falls ja, wodurch entstehen die Verluste und in welcher Höhe jeweils?
  • Hat die Stadt seinerzeit die Grundstücke als Gartenland oder als Bauland erworben? Wie hoch war der damalige Grundstückspreis pro Quadratmeter für die einzelnen Grundstücke?
  • Können eventuelle Verluste wieder ausgeglichen werden (z.B. durch den Wiederverkauf von Grundstücken) und falls ja, in welcher Höhe?
  • Welche Anliegerkosten entstehen für den einzelnen Bürger beim Ausbau der Hopmannstraße? (Euro/m2, nach heutigem Wissensstand)
  • Die Hopmannstraße ist zur Zeit bis zum Gässchen als Baustrasse fertiggestellt, was einer sinnvollen Erschliessung der "Kleinen Beethovenhalle" zu Gute kommt. Kann man den Ausbau der Hopmannstraße hier enden lassen?
  • Welche Kosten entstehen dann für die Anlieger?
  • Müssen die Anliegerkosten für die "Kleine Beethovenhalle", die ja dem Ortsausschuss und den ortsansässigen Vereinen sowie der Stadt Bonn laut Vertrag zur kostenlosen Nutzung zu überlassen ist, für die gesamte Grundstücksfläche berechnet werden?
  • Kann hier ebenfalls eine Grundstücksteilung wie beim Kindergarten und Gemeindehaus der Katholischen Pfarrgemeinde vorgenommen werden, so dass der Saal von den übrigen Gebäuden der Gastwirtschaft getrennt wird?
  • Welche Buslinien werden künftig durch Muffendorf führen und wie ist ihre Linienführung geplant?
  • Werden die oberen Teile Muffendorfs (Oberdorf, Komtureistrasse, u. ä.) demnächst einen weiteren Weg zur Bushaltestelle haben?
  • Gibt es ein Verkehrskonzept für Muffendorf? Wenn ja, berücksichtigt es die zurückgegangene Verkehrsbelastung von Klosterbergstraße und Muffendorfer Hauptstrasse?

Um die Beantwortung dieser Fragen sowie um die Abordnung entsprechender Fachleute für die anstehende Bürgerversammlung am 12. Juni 2002, 20:00 Uhr in der "Kleinen Beethovenhalle" in Muffendorf, möchte ich Sie herzlich bitten.

Besonders freuen würde ich mich, wenn Sie selbst zu dieser Bürgerversammlung kommen könnten, denn der Ausbau der Hopmannstraße ist für Muffendorf ein elementares Thema.

Mit Dank und freundlichen Grüssen

 

Dr. Hans-Dieter Heckes
(Vorsitzender Ortsausschuss Muffendorf)

 

Verteiler:

Oberbürgermeisterin Bonn Bärbel Dieckmann
Bezirksvorsteher Christoph Brüse
Stadtverordnete Sigrid Brozio
Stadtverordneter Benedikt Hauser
Stadtverordnete Monika Heinzel
Stadtverordnete Barbara Ingenkamp
Stadtverordnete Annette Schwolen-Flümann
Bezirksverordneter Gerhard Lemm
Bezirksverordneter Hans-Harald Mannert
Bezirksverordneter Dr. Helmut Redeker
Bezirksverordneter Michael Rosenbaum